Wie aus der SG DD die SG DD e.V. wurde
(Aus der Chronik des SV Dingelsdorf anlässlich des 100-jährigen Bestehens des SVD im Jahr 2007)
„Gemeinsam zum Erfolg
Anfang der 90-er Jahre verließen viele überdurchschnittlich begabte Fußballspieler den Verein und kickten in Mannschaft höherer Ligen. Ein ordentlicher Spielbetrieb war bald nicht mehr möglich, deshalb bildete der SV Dingelsdorf im Jahr1995 mit dem TSV Dettingen/Wallhausen zusammen die SG Dettingen-Dingelsdorf. Da der Nachbarverein unter dem gleichen Problem litt, war die Bildung einer Spielgemeinschaft von gegenseitigem Interesse und Nutzen. Das Jahr 1994 kann somit als richtungsweisend für die Fußballer des SVD und des TSV gewertet werden, denn erstmals unterhielten sich die Vorstandsmitglieder beider Vereine über die Gründung einer Spielgemeinschaft. Ein Paradigmenwechsel wurde damit eingeleitet, dessen Auswirkungen uns heute selbstverständlich erscheinen. Das Rad musste in dieser Zeit nicht neu erfunden werden, Spielgemeinschaften gab es bereits seit Jahren im Jugendbereich mit dem SV Litzelstetten und auch in anderen Gemeinden, wie z. B. in Gottmadingen-Bietingen, wurde dieser Zusammenschluss bereits praktiziert. Auf Basis der Satzung des Südbadischen Fußballverbands wurde eine Vereinbarung zwischen den beiden Vereinen getroffen und für die Saison 1995/96 der Antrag zur Bildung dieser SG gestellt.
Den Initiatoren Jürgen Steimer, Joachim Görig und Hans Kuppinger vom TSV Dettingen sowie Manfred Sobisch und Jürgen Mayer vom SV Dingelsdorf war bei dem Vorhaben bewusst, dass dieser Schritt nicht ohne Widerstände umzusetzen sein würde. Es ging hier nicht nur um eine organisatorische Veränderung, gefordert war vielmehr die Erweiterung der eigenen lokalen Identität und die Überwindung von gewachsenen Ressentiments und „Rivalitäten", die in beiden Ortschaften bestanden. Ein Bonmot während der Verhandlungen des leider viel zu früh verstorbenen Jugendleiters des TSV, Hans Kuppinger, verdeutlichte die Schwierigkeiten. Er bemerkte sinngemäß, dass manch einer dies nicht begreifen wird, weil sich Dingelsdorfer und Dettinger früher „uff d'Schnorre k'haue hond" - Grund hierfür bildeten männliche Machtspiele in Bezug auf Mädchen. Aus diesem Grund waren eine sachte Vorgehensweise und die Formulierung realistischer Ziele sehr wichtig. Ein erster Schritt bestand darin, „dass man sich im ersten Jahr erst einmal kennenlernt und schaut, wo man leistungsmäßig steht." Interessanterweise kamen die Bedenken in beiden Vereinen nicht - wie vielleicht vermutet - von den aktiven Spielern oder Trainern, die direkt mit der neuen Situation konfrontiert waren. Diese hatten zwar in den Anfangsjahren etwas Mühe, auf dem Platz des anderen Vereins zu spielen, da sie sich in der ersten Zeit immer noch stark mit dem „eigenen" Sportplatz und Heimatort identifizierten, berichtet der damalige Abteilungsleiter Fußball, Jürgen Mayer. Mittlerweile wurde auch dieses Hindernis mental überwunden und die Spieler beider Orte leben wörtlich genommen eine „Spiel-Gemeinschaft". Große Widerstände gegen diese Gründung kamen vermehrt von „altgedienten Fußballern" beider Vereine, die den Vorwurf laut werden ließen, ihr Verein verrate damit seine eigenen Interessen.
Trotz dieser Vorwürfe ließen sich die Initiatoren nicht beirren, denn die Fakten sprachen für sich: Beide Vereine hatten zu wenig Spieler und Jugendliche, um einen ordnungsgemäßen Spielbetrieb zu ermöglichen. Vorstand und Spieler stehen nach wie vor zu dieser Entscheidung, so Manfred Sobisch und Jürgen Mayer, denn ohne Spielgemeinschaft gäbe es heute vermutlich in beiden Orten keinen aktiven Fußball mehr. Große Unterstützung erfuhren die Vereine nicht nur von den jeweiligen Vorständen, sondern vor allem auch von den Ortsvorstehern der beiden Gemeinden, Albert Griesmeier und Karl Brachat, die beide in ihren Vereinen tief verwurzelt waren und sind.
Der sportliche Erfolg war verständlicherweise in den ersten Jahren gut, aber verbesserungsfähig. Ziel der SG war anfangs die soziale und sportliche Konsolidierung mit der Vision, in den fortlaufenden Jahren die Bezirksliga zu erreichen. So waren die 1. und 2. Mannschaften über die Jahre hinweg erfolgreich und mit guten bis sehr guten Plätzen in den Tabellen der Kreisligen A und B vertreten. Sportlicher Höhepunkt allerdings war der Aufstieg der 1. Mannschaft in der Saison 05/06 in die Bezirksliga. Im Jubiläumsjahr 2007 sind deshalb beide Vereine stolz, dass ihre erste Mannschaft sogar in dieser Liga um den Meisterschaftstitel spielt und dies mit zahlreichen „eigenen", selbst ausgebildeten Spielern - mehr als eine Bestätigung für den vor 12 Jahren eingeschlagenen sportlichen Weg.
AUSBLICK
Die Geschichte hat gezeigt, dass eine erfolgreiche aktive Mannschaft längerfristig nur bestehen kann, wenn kontinuierlich aktive Jugendarbeit betrieben wird. So sind die verschiedenen Vereine der Konstanzer Vororte auch im Jugendbereich verstärkt den Weg der Spielgemeinschaften gegangen. Für die Saison 1999/2000 wurden für die A- und B-Junioren aus den Vereinen TSV Dettingen, SV Dingelsdorf und SV Litzelstetten Mannschaften gemeldet, für die C- und D- Juniorenteams aus den Vereinen SV Litzelstetten und SV Dingelsdorf. Seit 2002/03 gibt es SGs zwischen Allensbach, Dettingen und Dingelsdorf.
Die Gründe für die Zusammenarbeit der Vereine im Jugendbereich zwischen 10 und 18 Jahren sind auch hier evident: weder die zur Verfügung stehende Anzahl von Spielern noch die zu bewältigenden Kosten sind von den einzelnen Vereinen zu meistern. Leistungsstarke und konkurrenzfähige Mannschaften können nur über SGs formiert werden. Die Kosten teilen sich die Vereine auf. Völlig reibungslos verlief dieser Entschluss natürlich auch nicht.
Interessant ist, dass hier den Verantwortlichen ähnliche Widerstände entgegengebracht wurden wie bei der ersten SG-Gründung der aktiven Mannschaften. So fanden in den Gründungsphasen Elternabende statt, in denen die Eltern mit den Vereinen diskutierten. Argumentiert wurde mit organisatorischen Problemen, beispielsweise den zusätzlichen Fahrtstrecken. Bedenken in Bezug auf das unterschiedliche Leistungsniveau wurden ebenfalls laut. So befürchteten die Eltern, dass nur die guten Spieler gefördert würden und die schwächeren nur mit schwächeren Spielern zusammenspielten. Der Leistungsgedanke war selbstverständlich vorhanden, so Manfred Sobisch und Jürgen Mayer, da es in allen Vereinen überdurchschnittliche Spieler gibt. Verhindert werden sollte aber, dass die Jugendlichen „in die Stadt" abwandern, und zusätzlich wollte man aber auch die etwas Schwächeren nicht verlieren, da es gerade in diesen Altersgruppen Spieler gab und gibt, die sich rasant körperlich und sportlich entwickeln.
Vorgenommen hatten sich die Initiatoren der Jugendfußball-Spielgemeinschaften, dass in einem Zeitraum von fünf Jahren alle Mannschaften in der Bezirksliga spielen sollten. Fakt ist, dass das angestrebte Niveau bereits nach drei Jahren erreicht wurde, der C-Jugend gelang sogar der Aufstieg in die Verbandsstaffel, was allerdings selbst von unserer SG nur schwer zu bewältigen ist, gelten die Mannschaften dieser Staffel doch als spielerisch wesentlich stärker.
„Die Investition in die Jugend beginnt sich jetzt auszuzahlen. Bereits in den Jahren 2001, 2002 und auch in 2003 haben wir bzw. werden wir jeweils 7 Spieler in die 1. und 2. Mannschaft übernehmen", berichtete Jürgen Mayer bei der Generalversammlung 2003. Die Vereine sind heute stolz darauf, dass sie in den aktiven Mannschaften mittlerweile mit einer Anfangsformation von bis zu acht eigenen Spielern antreten können. Dies ist keineswegs selbstverständlich.
Rückblickend haben sich die Zusammenarbeit und die Gründung der SGs in vielerlei Hinsicht sehr gelohnt. Mit diesem Schritt wurden konkurrenzfähige und leistungsstarke Mannschaften gebildet und die Vereine sind im Laufe der Jahre nicht nur sportlich, sondern auch sozial zusammengewachsen. Die Spieler identifizieren sich mit der SG und es ist zu wünschen, dass dies auch die Fans und vor allem die zahlreichen Kritiker tun. So tragen die SGs zum Abbau von Vorurteilen bei und jeder wird der Meinung sein, dass dieses Miteinander der richtige Weg ist und dies nicht nur im Fußball.
In Zukunft soll die Jugendarbeit für alle Jahrgänge in der beschriebenen Form fortgeführt werden, mit dem Ziel die Jugendlichen möglichst lange im Ort bzw. in den Ortschaften zu halten, so dass sie nicht in die Stadt „abwandern". E- und F-Jugend sowie Bambinis spielen per Satzung sowieso in ihren Heimatvereinen, da SGs erst ab dem 10. Lebensjahr möglich sind.
Die aktive Mannschaft sollte sich nach den Vorstellungen des Vorstandes zunächst in der Bezirksliga etablieren. Hat sie jedoch die Möglichkeit und das Potential für einen weiteren Aufstieg, so werden die Stammvereine dies unterstützen.“
-Ende Chronik –
Entstehung der SG Dettingen-Dingelsdorf e.V.
Nachdem in der Saison 05/06 die 1. Mannschaft souverän von der Kreisliga in die Bezirksliga aufstieg, gelang der Mannschaft erneut der Gewinn der Meisterschaft ein Jahr später. Völlig überraschend, denn damit hatte niemand gerechnet, zumal es klar war, dass die Mannschaft aus Satzungsgründen nicht aufsteigen konnte. Doch man konnte dem Ganzen gleichwohl etwas Positives abgewinnen. Dieser tolle sportliche Erfolg machte trotz allem die Verantwortlichen beider Vereine nachdenklich. Schlaflose Nächte bei dem einen oder anderen, denn man wusste, dass man einen überdurchschnittlichen Kader hatte, dem man auch eine erneute Meisterschaft in der Bezirksliga zutraute. Zu „befürchten“ war es allemal.
Um aber den Aufstieg in die Landesliga zu realisieren, musste eine „gewaltige“ Hürde gemeistert werden. Diese Hürde war und ist immer noch die Satzung des DFB, die vorschreibt, dass ab der Landesliga Spielgemeinschaften „eingetragene Vereine“ sein müssen. Mit anderen Worten, ohne das Herausbrechen der beiden Fußballabteilungen des TSV Dettingen/Wallhausen und des SV Dingelsdorf, die sich bereits seit 1995 zu einer SG zusammengeschlossen hatten, in einen neuzugründenden und juristisch selbständigen Verein, wäre ein Aufstieg in die Landesliga nicht möglich gewesen.
… und es kam, wie es kommen musste.
Am 29. April 2007 wurde die SG DD e.V. gegründet und die 1. Mannschaft wurde tatsächlich erneut Meister in der Bezirksliga und konnte nun in die Landesliga aufsteigen.
Seit nunmehr 10 Jahren spielt der Verein mit wechselndem Erfolg in dieser Liga, die ihr vor der Gründung der SG´s (1995) niemand und niemals zugetraut wurde. Natürlich mit unterschiedlichen Erfolgen. Unvergessen ohne Zweifel die Saison 2010/11. Wir wurden „Zweiter“ und spielten in der Relegation um den Aufstieg in die Verbandsliga. Zum Schluss fehlte 1 Tor (in Worten ein Tor) und die Mannschaft wäre in die Geschichte eingegangen.
Was soll´s. Diesen Tag werden alle Freunde des Vereins, die Mitglieder, die Verantwortlichen und natürlich die Spieler nie vergessen. Und trotzdem wird weitergespielt, in der Hoffnung, noch lange in der Landesliga zu spielen ….
Manfred Sobisch
Mitbegründer beider SG´s